Pulswellengeschwindigkeit (PWG)
Die aortale Pulswellengeschwindigkeit (PWG) ist der am meisten validierte und akzeptierte Parameter zur Bewertung der Arteriensteifigkeit. Es ist bekannt, dass sich die aortale PWG mit dem Alter und dem Blutdruck erhöht. Je höher die PWG umso höher auch die Arteriensteifigkeit. Zusätzlich zum Bluthochdruck beschleunigen auch andere Risikofaktoren die altersbedingte Steifigkeit der Aorta. Deshalb ist die aortale PWG ein integraler Indikator für das kardio-vaskuläre Risiko. Eine erhöhte Steifigkeit der Aorta reduziert deren Windkessel-Funktion und erhöht damit die Belastung des Herzens.
Zur Bestimmung der aortalen PWG ist es notwendig, den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem das arterielle Blut in die Aorta gepumpt wird. Dies ist der Beginn der Ausbreitung der arteriellen Pulswelle. Dieses Ereignis korrespondiert mit der Öffnung der Aortenklappe, was dem B-Punkt in der IKG Kurve entspricht. Um die Ankunft der Pulswelle in der Femoral-Arterie zu detektieren, wird am Oberschenkel so proximal wie möglich eine Manschette angelegt, die auf einen Druck von ca. 80 mmHg aufgepumpt wird, was in etwa dem diastolischen Blutdruck entspricht. Diese Manschette ermöglicht es, eine Druckpulswelle abzuleiten, in welcher der Beginn des Steilanstieges der Pulswelle (F-Punkt) bestimmt wird. Die Zeitdifferenz zwischen dem B-Punkt im IKG (Öffnung der Aortenklappe) und dem F-Punkt in der Druckpulskurve (Ankunft der Pulswelle) bestimmt die Pulswellenlaufzeit (PWLZ) der arteriellen Pulswelle in der Aorta. Zur Berechnung der aortalen PWG ist es noch notwendig, den Abstand (d) zwischen der Mitte der Oberschenkelmanschette und dem Jugulum zu messen, um die Länge der Aorta abschätzen zu können.
Im Vergleich zu anderen nicht-invasiven Verfahren ist die Kombination von IKG und Oberschenkelmanschette eine einzigartige Methode, um die aortale PWG sehr einfach und mit hoher Genauigkeit zu bestimmen.
Die aortale PWG sollte nicht mit der peripheren PWG verwechselt werden, die an anderen Körperabschnitten gemessen wird. Im Vergleich zur Aorta haben andere und mehr distal befindliche Arterien eine andere Struktur, die insbesondere durch eine aktive Gefäßmuskulatur gekennzeichnet ist. Diese hat einen Einfluss auf die Gefäßelastizität und folglich auch auf die PWG. Deshalb wird die periphere PWG nicht nur durch die allgemeine Steifigkeit des arteriellen Systems und den Blutdruck, sondern immer auch durch zusätzliche Einflussfaktoren bestimmt, wie z. B. dem Gefäßtonus oder der Temperatur. Aus diesen Gründen sollte beim Vergleich von Messwerten immer darauf geachtet werden, ob es sich um die aortale oder die periphere PWG handelt.
Parameterauswahl
PWLZ | Pulswellenlaufzeit | Zeitabstand zwischen der Öffnung der Aortenklappe (B-Punkt im IKG) und dem Beginn des Steilanstieges in der peripheren Druckpulswelle am Oberschenkel |
PWG | Pulswellengeschwindigkeit | Ausbreitungsgeschwindigkeit der Druckpulswelle in der Aorta, die bestimmt wird als PWG = d / PWLZ wobei d der Abstand zwischen Jugulum und der Mitte der Oberschenkelmanschette ist |